Irgendwann (weiß eigentlich einer wann?) beschlossen wir Belchenstürmer mal alle unsere 5 Namensgeber an einem Tag zu stürmen. Ein anspruchsvolles Vorhaben, geht es doch immerhin um ca. 550 km alles Landstrasse, das meiste davon richtiges Winkelwerk. Am Samstag 09.09.00 war es soweit, der grosse Sturm konnte starten. Zugegeben, es war der 2. Sturm, den vor 2 Wochen fand schon die Spaltertour statt, alle Leute unter einen Hut zu bringen war leider nicht möglich. BST ist halt inzwischen den Kinderschuhen entwachsen.

Am grossen Sturm beteiligt waren:
„Smoking“ Ingolf mit 280kg Alteisen aka Suzi GS 1100
Peter „Joe“ Lindner, der alte Bol’d Or und neue zufriedene BMW-Treiber
Tinu „D-Zug“ mit pissegelber Karl Dall BMW
Frank „Geil geil geil“ Koss auf „Just Duke it“ Duke
Andi „eisenharter Newbie“ Schmidt auf ZX9R
Chef auf GSX 1100
tam auf Duc 750SS (was sonst)
Jottel auf VTR „Schluckspecht“ 1000
Aceman auf Aprillia John Deer 1000R
Thilo Ketzscher auf dem Mopped das keiner kennt, aber es ist rot! (Kawasaki ZZR 600)
und meinereiner, Beeze auf der Eisenharten

Keine Ruhe vor dem Sturm:
Irgendwie hatten sich wohl alle auf den anderen verlassen. Jedenfalls hatten wir am Freitagmittag weder Treffpunkt noch Abfahrtszeit festgelegt. Doch im Gegensatz zu anderen Listen, brachten wir das Dank Tinus Machtwort bis zum abend geregelt, Treffpunkt Stadttor Laufenburg, 09:00. Passt mir gut, ist schliesslich nur 10min von mir entfernt. Ob des genialen Wetters, drehte ich am Abend noch schnell eine Schwarzwaldrunde. Leider verabschiedete sich dabei irgendwo das Kennzeichen der Eisenharten. Hmmm, kommt aber nicht so gut, so ganz ohne Kennzeichen durch die Lande zu düsen. Also am Abend noch schnell ein paar Buchstaben auf ein Stück Pappe kritzeln und mit 2 Haushaltsgummis befestigen, das muss langen. Für den Grenzübertritt habe ich mir dann doch Geleitschutz angefordert den Ingolf, tam, Chef, Jottel und Andreas vorbildlich leisten. Am Treffpunkt warten bereits Reto, Tinu, Frank und Joe. Reto’s Mille hat sich der Lambdasondenschraube entledigt, also öttel ich schnell mit ihm auf Chefs 1100er Lastwagen (wozu hat das Ding eigentlich ein Getriebe? 5. Gang rein, das war’s 😉 nach Murg, wo wir im Landmaschinenhandel tatsächlich eine zöllige Feingewindeschraube mit 0.9mm Steigung bekommen. John Deer rulez! 45 min später sind wir zurück und brechen ohne den eigentlich eingeplanten YJ auf. Er hatte sich kurzfristig abgemeldet, irgendwie war er am Freitag wohl abgestürzt und erst gegen 04:00 ins Bett gekommen. Marc, du hast wirklich was verpasst!

Der Wind frischt auf:
Tinu, der die ganze Tour hervorragend führte, zog gleich ordentlich los. Über Kienberg ging es Richtung Bölchen, wie die native speakers die Belchefluhe nennen. Ich bin mir sicher, dass selbst einige Stürmer die kleinen und kleinsten Jurasträsschen noch nicht kannten. Schwer beeindruckt hat mich Reto mit der Mille, in so kleinem Winkelwerk hätte ich ihn nicht so weit vorne erwartet. Sah extrem cool aus wie die Mille und Tinus Kuh auf der Berg und Talbahn rund um Kienberg mehr als einmal komplett die Bodenhaftung verloren. Das Tempo ist bereits beachtlich hoch, aber keiner fährt über seine Verhältnisse, wer etwas den Anschluss verliert wird einfach am nächsten Abzweig wieder eingesammelt. Gegen 11:00 Uhr (!) erreichen wir Belchen Nummer 1, auf der Auffahrt haben wir eine 4er Gruppe hergebrannt, ich hätte gerne deren Gesichter gesehen nachdem sie von 11 Moppeds hergebrannt wurden 😉

Vorboten des Sturms:
Von der Belchenfluhe aus geht es über den wunderschönen Scheltenpass Richtung Delemont. Die beiden Biker *g* die am Schelten eine Rast eingelegt hatten, dachten wohl die SBK-WM macht einen Abstecher ins BST-Land. Ich kann mich gut an ihre offen stehenden Münder erinnern. Naja, kommt ja nicht alltäglich vor, dass gleich eine doch recht grosse Gruppe so andrückt. Was mich wirklich erstaunt, ist mit was für unterschiedlichen Maschinen man einen doch recht engen, aber griffigen Pass in BST-Geschwindigkeit erstürmen kann. Aber es stimmt halt der alte Satz: it’s not the bike, it’s the driver! In Delemont heisst es Sprit fassen für die nächsten 250 + Kilometer, Frankreich liegt trocken! Den letzten Jurakamm passieren wir über die alte Bergrennstrecke von le Sommet und machen uns nun durchs flache Sundgau auf in Richtung Ballon d‘ Alsace. Die Dörfer sind wie ausgestorben, keine Menschenseele auf der Strasse. Hat sich wohl rumgesprochen das BST auf Tour ist 😉

Schon kurz nach dem Start in Laufenburg hatte ich bemerkt, dass die Eisenharte stärker ölt als sonst, jetzt drückt sie das Öl bereits heftigst aus, tja wenn ich das wüsste? Leider ölt sie dabei auch die linke Reifenseite mit ein. Irgendwie raubt mir dieser Anblick den Rythmus. Als ich zudem realiesiere dass Tinu den Ballon d‘ Alsace über die schnelle Südwestseite anfliegt und diese in den Ecken z.T auch noch feucht ist, fällt bei mir der Schalter auf Schwuchtelmode. Ich winke Joe vorbei, so dass er mit Tinu und Reto vornewegstürmen. Anfangs kann ich noch Sichtkontakt halten, aber auch der reisst bald ab. Kurven mit > 120 km/h sind halt nicht gerade TT-Land. Für eine extrem spektakulär ausgebremste Dose reicht es aber noch. Der Typ wird bei Joe schon gedacht haben, ganz schön knapp. Als ich ihn dann in der Rechtssepentine im Scheitelpunkt quasi ausdrifte wird er wohl etwas an seinem (oder meinem?) Verstand gezweifelt haben. War aber alles im grünen Bereich, die Serpentine war gut einzusehen.
Oben auf der Passhöhe warten breit grinsend unsere drei.ch’ler. „Suisse 3 point, Allemagne 0 point“ schallt es uns entgegen. tam! Wo warst du, als wir dich am nötigsten brauchten? (Ich habe mich vor der Auffahrt ganz hinten eingereiht, und nachdem mich Andi vorbeigewunken hat, habe ich mit der Aufholjagd begonnen, dann haben Jottel und ich aus Versehen die falsche Abzweigung genommen) Im Gipfelretaurant schnell eine runde Kaffee eingeworfen und die ortsansässige Trethupe in den sicheren Kariestod geschickt. Immerhin 5 Stückchen Zucker hat diese Kreatur verschlungen.

Der Orkan bricht los:
Abfahrt vom Ballon d’Allsace über die geile Stauseeseite, dabei wird Tinu fast von einem komplett merkbefreiten Holländer abgeräumt, der direkt vor einer unübersichtlichen Kurve über die Gegenfahrbahn wechselt. Wixer! Der Puls von tam, Aceman und mir nähert sich allmählich der 180, wir rollen nämlich auf den Col de Hundsruck zu. Und da habe ich mit beiden eine Ansage laufen. Tinu stürmt als Guide vorneweg, er räumt sozusagen den Weg frei, Jottel, Aceman, /me und tam folgen im Formationsflug. War schon endgeil, mit fünf Leuten diese Krönung des Straasenbaus zu erobern. Aber zugegeben, es war auch am Limit! Wer hier mehr riskiert, spielt russisch Roulette. Die Passhöhe wird quasi überflogen, die Abfahrt ist nicht von minderer Qualität als die Auffahrt. Unten am Ortseingang von Thann, klatschen wir drei uns erst mal während der Fahrt ab, das hätte ich zu gerne auch mal von aussen gesehen 😉 Die ganze Gruppe wurde dabei etwas in die Länge gezogen, ein gutes Zeichen, jeder fäht so schnell wie er will und kann, nichts wird übertrieben. Nun wird ruckzug der Grand Ballon erklommen, eine kurze Rast mit erster Nahrungsaufnahme, dann weiter über die Routes des Cretes Richtung Petit Ballon. Dabei kriegen wir kurz mal ein Verfahren an den Hals, wir sind schlicht und einfach zu früh in die flasche Richtung abgebogen. Aber gegen 16:30 erreichen wird den Fuss des Petit Ballon. Tinu bittet mich nach vorne, jetzt kommt TT-Land. Engstes Winkelwerk mit entsprechenden Belagsaufbrüchen, ein Fressen für die TT. Allerdings bekomme ich Tinu und den Rest nur ganz allmählich aus dem Rückspiegel. In einer der letzten Kehren vor der Berghütte erwische ich genau auf dem Bremspunkt eine Handvoll Splitt. Aaarrrgl, der Stunt war nicht schlecht, aber mittels artistischer Rumhampelei schaffe ich es oben zu bleiben und die anderen zu warnen. Kurze Kippenpause auf Nummer 4 – Petit Ballon, Tinu und ich beschliessen die Route des Forrestier abzufahren, den anderen langt die Schüttelei, sie fahren über die normale Teerstrasse ab. Was sie verpassen ist ein netter Waldweg und dann die letzten 3 km wieder ein Highlight des Srassenbaus. Diese letzten 3 km hat wohl ein wahrer Kurvenfreund gebaut. Grip, Sicht und Kurvenverlauf sind einfach orgiastisch.

Im Auge des Sturms:
Im nächsten Kaff sammelt sich die Gruppe wieder, wir treffen quasi zeitgleich ein. Nun heisst es möglichst rasch die Rheinebene zu durchqueren. Auf schmalen Strässchen fliegen wir Richtung Chalampe/Neuenburg. 3km vor der Grenze geht Reto der Most aus. Er wird aus den mitgeführten Kanistern erstversorgt, kurz darauf fallen wir in Neuenburg ein und plündern gleich mal die erste Tanke. Schnell noch ein Müsliriegel und eine Cola, das muss langen. Es ist bereits 18:30 und wir müssen noch über die Rheintalflanke des Schwarzwaldes um dann den Belchen stilecht von Aitern aus angreifen zu können. Noch beim aufsatteln, kann ich Reto zumurmlen: Jetzt kommt das deutsche Pendant zum Col de Hundsruck! Er: Gut, ich freu mich (Reto: bitte in Berner Lautschrift übersetzen 🙂 Andreas, unser Wiedereinsteiger, verabschiedet sich hier, glücklich und geschafft wie ich hoffe. Hut ab, nach weniger als 5Mm auf dem Mopped eine solche Tour und vor allem kein falscher Ehrgeiz. Klasse! Seinen Schock erlebte er wohl, als er sich an Ingolf (der ja fast sein Papa sein könnte) hängen wollte und der ihn mit der Alteisensuzi (die fast so alt ist wie Frank) einfach mal so im Eck stehen liess *g* Aber sonst hat er sich wacker geschlagen. Auch Frank, bricht wegen siffender Simmeringe an seiner Duke ab, auch er war wirklich gut bei der Musik.

Bebe, Belchen, bebe!
Via Badenweiler geht es los Richtung Schönau: Der Pass über den Kreuzweg gehört IMHO zu den geilsten Fahrstrecken die ich überhaupt kenne. Fast 30km, guter Grip, und eine Kurve an der anderen. Die Westseite Winkelwerk, die Ostseite etwas weiter, aber immer noch sehr spassig. Und wir kommen von Westen!
Tinu brennt vorne weg, tam hinterher, dann /me, Jottel und Aceman. Bereits die Eröffnungssequenz mit ihren 3 Kehren, macht klar, hier findet der Höhepunkt statt. Tinus Kuh hängt ihre Euter bedenklich nah an den Teer, tam zieht mit der Duc einen genialen Strich durch die Kurven, ich kann nur mit heftigen Drifts und wilden Anbremsmaövern Kontakt halten, hinter mir brüllt einer der V2’s (VTR) wie wild und macht sich in jeder Kurve mit heftigem Rastenkratzen bemerkbar. Ab dem Mitteldrittel sind Tinu, tam und ich alleine und fahren wirklich am Limit. Die erste und einzige Bullenschaukel des Tages kommt uns entgegen, wir braten WFO weiter. Oben am Kreuzweg, halten wir an. Die dort rastenden Superbiker, trauen ob der qualmenden TT ihren Augen nicht. Mit etwas Abstand kommen Jottel, Reto und Joe, Thilo, Ingolf und Chef lassen auch nicht allzu lange auf sich warten. Achja Reto: Suisse 1 point, Allemagne 2 point *gg*
Aber zugegeben, dieses Prachtstück von Strasse sollte man schon ein paar mal gefahren sein. So jetzt schnell die Ostseite runter, da kann ich nicht ganz den Anschluss halten und rauf auf den letzten Belchen. Um 19:45 erreichen wir das Forsthaus, leider dürfen KFZ am WE nicht die letzten 4 km hinauf, was soll’s, wir haben sie schliesslich alle an einem Tag erstürmt!

After the storm:
Wir beschliessen noch im Forsthaus einzukehren, da wir ja sowieso in die Dunkelheit kommen würden. Erstaunte Gesichte begrüssen die 9 verbliebenen Belchenstürmer, 2 Tische zusammenstellen und dann ordentlich vespern. Zwischendurch wird ein bisschen Benzin geplaudert, Heldentaten zum Besten gegeben (Tinu: Ich hab am B.d.A nur ein oder zwei Dosen hergebrannt. All: SCHWUCHTEL), ein paar Bonmots abgelassen (Reto: Da wir die Grossmutter feucht (TM)). Kurzum, ein würdiger Abschluss einer wirklich geilen, gemütlichen Altherrenausfahrt (TM) Reto und Frank werden bei dieser Gelegenheit zu alten Herren h.c. erklärt 😉
Ich kann nur feststellen: obwohl ich meist solo fahre, in Gruppen eigentlich nur mit langjährigen Bekannten, soviel Spass und so eine geile, schnelle, harmonische Fahrorgie in dieser Länge, habe ich schlicht weg noch nie erlebt. Für einmal übernehme ich Retos Satz: BST, the short form for the BEST! BST-Cuntry rulez, oder kann mir einer eine Gegend in Deutschland mit Nachbarschaft sagen, wo man so lange, so heftig andrücken kann? Und das noch ohne Schnittlauchkontakt. U remember, ich war die ganze Tour ohne Blech unterwegs *g*
Danke Leute, es war sensationell!

Der große Belchensturm

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