wie ein Teil der geneigten Leserschaft ja mitbekommen hat, bin ich seid 5 Wochen stolzer Besitzer einer wunderschönen ’99er WR400F. Knapp 800km auf der Uhr und vom Hallenberger überholt, also quasi neu. Nur gefahren bin ich mit dem Teil noch keinen Meter. Das geniale Wetter und reichlich Stress auf Abyte waren die Hauptgründe, irgendwie hat es nie gepasst. Bis Ostern. Frank und Rita suchten noch den ein oder anderen Mitstreiter für die Ostereiersuche in Gemona und trotz diverser Hindernisse klappte diesmal endlich der Roll Out. Um mich mitzunehmen quetschten die beiden sich allerdings mal schnell 500km Umweg aus den Rippen, ein riesenfettes Dankeschön nochmal an beide.
Donnerstag morgen geht es los, gg. 10:00 brechen wir in Säk. auf und schlagen gegen 19:00 in Gemona auf. Schnell die Moppeds vom Hänger gezerrt und Frank und ich gehen noch für ein knappes Stündchen im Flusstal spielen. Doch halt, davor hat der Gott des Kickstarters die Rache für 5 wöchiges Moppedstehenlassen gestellt. Gut 10min trampel ich auf dem Teil rum bis sich die Dame bequemt ihr durchaus kräftiges Stimmchen zu erheben. Muss wohl irgendwas flasch gemacht haben, die nexten Tage springt sie auch nach Nächten um den Gefrierpunkt immer auf den 2. Tritt an. Nu aber ab und fahren.
Mein erster Eindruck von der WR, geiel! Das Ding geht wie ein Rasiermesser durch ca. 80°C warme Butter. Schon alleine das dezente Wackeln mit dem Knackarsch auf dem bespannten Stein der sich Sitzbank nennt, leitet sofort eine Kurve ein. Anfangs ist das etwas iritierend, aber nachdem ich mir den eisenharten Hauruckstil abgewöhnt habe ist es einfach nur noch göttlich. Das Fahrwerk ist eher etwas weich abgestimmt, vermutlich war der Vorbesitzer ein paar Kilo leichter, kann ja mal vorkommen 😉 Zum kennenlernen taucht aber eine weiche abstimmung IMHO eh besser und so richtig schnell sollte es ja hier im Flusstal eher nicht werden. Jedenfalls ist das Fahrwerk so wie ein Fahrwerk sein sollte, nach kurzer Zeit hat man es vergessen, es passt einfach, egal ob beim über medizinballgrosse Kiesel klettern, durch halbmetertiefe Querrinnen brettern oder WFO über Feld und Waldwege glühen. *Huch, ich gerate ja schon wieder ins Schwärmen*
Karfreitag geht es gemeinsam los in das Tagliamento-Flusstal. Für den Teil der Leserschaft der selbiges nicht kennt, hierbei handelt es sich um ein bis zu 2 km breites Flusstal durch das sich gleichnamiger Fluss seinen Lauf sucht. Allerdings schafft er es nur bei eklatantem Hochwasser und Schneeschmelze selbiges einigermassen zu füllen, den Rest des Jahres hat man dort einen ca. 20 km langen Spielplatz aus Kies, Sand, Treibholz, Schwemmland und Unterholz. Und eben Wasser. Nachdem wir uns die Müdigkeit aus den Knochen gefahren haben wird der Fahrstil forscher, die überkletterten Steine grösser, die Böschungen steiler und die Drifts in den Sandbanken forscher. Und ich komme dazu, mich etwas über den Motor auszulassen *g*. So was hat die Welt noch nicht gesehen, der Ingenieur der dieses Meisterstück geschaffen hat, gehört in den Adelsstand, der Marketingfuzzi der dafür sorgt, dass es von diesem Teil noch keinen leicht gezähmten Grosserienableger gibt gehört auf der Stelle erschossen.
Leistung ist einfach immer und überall abrufbar. Egal ob mit leicht erhöhter Standgasdrehzal anfahren und rumtrialen, im mittleren Drehzahlbereich ordentlich rumendurieren oder zwischen 7 und 9 kUmin die Bestie rauslassen, das Teil kann einfach alles. Und das mit einer spielerischen und unaufdringlichen Lässigkeit, dass man wirklich vergisst auf einem „hochsensiblen Renntriebwerk“ zu sitzen.
Ah ja, wir waren im Flusstal. Inzwischen ist es Mittag geworden, wir steigen an der ersten Brücke aus und schmeisssen uns im Ort ein paar leckere Panini ein. Sagte ich schon das ich Italien liebe ?-)
Frisch gestärkt schmeissen wir uns wieder auf unsere Boliden, um den gerade einsetzenden Schauer standesgemäss unter der Brücke an uns vorbeiziehen zu lassen. Wenn schon nass werden, dann doch bitte von den unzähligen Durchquerungen der Seitenarme. Auf einer fetten Sandbank wird der erste Poserstop eingelegt. Driften bis zum Abwinken ist angesagt und ich lerne allmählich mal den oberen Drehzahlbereich kennen und lieben. 3. Gang im Tiefsand und ein bisschen Rücklage und das Ding steht. Im 3. einen Drift zu eng gesetzt, das Vorderrad gräbt sich ein, kurz rechts auf laut stellen und das Teil flutscht aus dem Drehzahlkeller raus wie Chilliketchup aus der Flasche. Ich gebe Rita ein paar Nachhilfeübungen im Driften und packe mich als Anschauungsobjekt dabei auch mal gleich aufs Maul. Einfach endgeil! Wir hoppeln weiter, gegen Ende packt sich Frank auf einem schnellen Schotterweg mit einem netten Highsider hin und demoliert dabei seine 20 Jahre alte Hightech Regenjacke, da weint des Schwaben Herz 😉 Die Rückfahrt onroad ist allerdings heftig hart, 50km im einsetzenden Regen bei ca. 5°C in dünnen Enduroklamotten sind definitiv weniger berauschend. Das ist der nachflogende Abend im Campingplatzbistro dann allerdings sehr, ich schweige hier besser über die Anzahl vernichteter Weinflaschen, es war auf jeden Fall genug 😉
Samstag ist ertsmal TD angesagt, Frank wexelt seinen Arnie Schwarzenegger Kupplungszug an der 620 SC, Rita stellt die Ventile an der Bergie ein und ich bestaune mein schönes neues Mof. Ist nix zu tun *g*, den längsten Kerzenschlüssel der Welt hätte ich eh nicht dabei, um ein WHB und Bordwerkzueg muss ich mich noch kümmern, das hab ich leider nicht mitbekommen beim Kauf, wird Zeit da mal anzurufen.
Angesichts der zapfigen Heimfahrt gestern, beschliessen wir ins Medunatal zu tschaudern. Dort angegekommen stellt Frank fest, dass er seine Ellenbogenprotektoren vergessen hat. In diesem Steingarten keine gute Idee, also brettert er 30km zurück, während Rita und ich für ein Stündchen oberhalb des Einstieges spielen gehen. Weia, eine böse Kraxelei, erinnert mich irgendwie an die heftige Querfeldeinetappe ’96 in Libyen vor dem Wadi Matentouch. Richtig flüssig läuft es bei mir nicht, wir machen nach ca. 15 min einen Halt, quatschen, rauchen und beschliessen schön vorsichtig weiterzufahren. Noch ca. 200 m über diese heftigen Kiesel, dann eine Sandbank, ich dreh mich um und seh Rita neben der Bergie liegen. Jetzt bloss kein Fehler und sofort zur Hilfe eilen, das könnte einem einen fatalen Stromschlag aus einer fahrenden norwegischen Starkstromsteckdose einbringen 😉 Moppedaufheben und weiterbrettern ist nämlich auch Frauensache! Dummerweise sehe ich aber wie sie sich unter der Bergie freistrampelt und dann vor Schmerzen auf dem Rücken windet. Also Förtserkehre und fullspeed über die Steine zurück. Während ich auf sie zurenne schreit sie mir zu: „Ist nur die Hand, heb die Bergie auf“. Nu, das hätte ich wg. auslaufendem Sprit eh getan, danach ist aber erste Hilfe angesagt. Um es kuz zu machen (Rita tippert ja auch einen Bericht), der Ellenbogen ist gebrochen und sie hat heftigste Schmerzen. Nachdem ihr Kreislauf wieder einigermassen stabil ist, winke ich ein paar zufällig rumcrossende local Heroes zur Hilfe, die organisieren in Nullkommanix eine Monster 4×4 Pickup mit dem Rita rausgebracht wird. Ein weiterer fährt die Bergie raus, dummerweise verschafft sich dabei die Steuerkette freien Blick zum blauen Himmel und macht somit Ritas Glück perfekt ;-( Details werden wohl in ihrem Bericht folgen. Trotzdem Riesendank an die Jungs, echte Hilfe unter Kollegen, der Bergieschaden geht IMHO definitiv nicht auf ihre Kosten.
Nachdem Rita im Krankenhaus eingegipst wurde, machen Frank und ich uns im angrenzenden Steinbruch noch ein nettes Stündchen in den Steinen. Sagte ich nicht, dass es nicht lange dauern würde bis ich die WR auf den Kopf stelle? Nun, in einem erzbergmässigen Geröllhang habe ich das dann auch prompt erledigt. Die anschliessende Kickerei war ziemlich ermüdend. Nach ca. 10 min Kickerei entdecke ich den Warmstartknopf, ein Tritt und sie läuft. Ich bin halt der Prototyp des trial and error Menschen 😉
Sonntag machen Frank und ich uns auf den Hausberg zu erklimmen, ca. 10 km allerengstes Teerwinkelwerk als Eröffnung lassen mich kurz davon träumen das Teil auch auf Supermotoräder zu stellen. Dann wäre aber Schluss mit lustig in BST-Country. Aber beruhigt euch wieder, das werde ich nicht tun, die kleine ist viel zu schade für sowas 😉 Dann geht es ab über einen übergeilen Singletrail paralell zum Tal. Da wird alles geboten, Moppedtragen in 50cm breiten Felstreppen, kurze Geröllanstiege und immerwieder haarstreubend enge Kehren. Da is nix mit Fahren, nur V-Rad rumziehen regelt. Und zum Schluss eine fett steile Abfahrt auf besagtem Singletrail. Dort im Falle einer Sackgasse wieder hochzukommen wäre eine stundenlange extrem schweisstreibende Angelegenheit geworden. Aber es war endgeil und für mich das Highlight des WE.
Nachdem wir zu dritt mittggegessen haben suchen wir uns wieder einen netten Wanderweg zum Abrunden des Vormittagsprogramms. 50 min und ca. 800m weiter ist Frank eine Erkenntniss weiser. Extremehohlwegklettern ist nicht Sache der SC. Und ich weiss, dass ein superelegant durchturnter Hohlweg erst zu Ende ist wenn man wieder auf der Strasse steht. So habe ich mich 20 m vor dem rettenden Ende mit einer eleganten Rolle seitwärts in eine Müllhaufen geworfen und dabei die WR gleich mal entjungfert, ein Blinkerglas blieb auf dem Feld der Ehre 😉 Gesättigt vom Extremklettern braten wir wieder ein bisschen durchs Flusstal, tauschen mal die Moppeds und lassen glücklich und geschafft nette Ostern ausklingen. Am abend folgt dann wieder………das könnt ihr euch ja denken 😉
Die Rückfahrt ist wegen der heftigen Staus um Mailand und am Gotthard erfrischende 12 h lang, togal, es war affengeil. Wenn da nicht Ritas Ellenbogen wäre. Aber ich bin sicher, im Sommer wird sie wieder frisch motiviert zuschlagen, odrrr?
Ach, sagte ich schon das ich die WR oberaffenturbotittengeil finde? Nein? Nu, ich hoffe man konnte es einigermassen rauslesen.
Sorry für die extremüberlänge, aber ich kanns nicht kürzer *g*
CU all und brenn euch dann her, eh klar 😉