BST-Alpentour 2001 – der Bericht der versucht Unfassbares in Worte zu fassen.

Da wir nach all den leiden Ereignissen der letzten Zeit endlich wieder einmal den Kopf freimachen und den Kropf leeren wollten, haben wir uns in Wuerenlos getroffen – so kriegt man nämlich die Wirren los oder ist dann wirrenlos. Wie auch immer: BST ging auf die erste offizielle BST-Alpentour, was auf keinen Fall mit anderen Events gleichen Namens zu verwechseln ist – im Gegensatz zu einer generischen Alpentour wird bei BST wie immer mächtig am Kabel gedreht und genüsslich sowohl Benzin wie auch Gummi in die Atmosphäre verdampft…

BST-Alpentour 2001 – Tag 1 oder die Prüfung (feat. Berge und Wetter)

Route Samstag: Laufenburg – Würenlos – Niederurnen – Klausenpass – Gurtnellen – Wassen – Schöllenen – Andermatt – Oberalp – Obersaxen – Illanz – Versamschlucht – Tiefenkastel – Albulatal – Albulapass – Bernina – Le Prese

Natürlich war der erste Treffpunkt um neun Uhr in Laufenburg, wo sich fünf der Stürmer trafen, um dann auf der Autobahnraststätte in Würenlos auf die versammelte Alpenkompetenz zu treffen. Nach einem stehendem Frühstück (herzlichen Dank dem Spender) und ein bisschen Quasseln sind wir dann auf der Bahn Richtung Niederurnen aufgebrochen, um möglichst schnell in die Alpen vorzustossen, was durch Tinus gute Kenntnis der innerzürcherischen Verkehrsführung (praktischerweise hat’s keine Autobahn durch die Stadt) auch zu einem grossen Mass gelang. Bevor wir aber nach der vignettenlosen Bahnfahrt in den Alpen angekommen sind, war dies für alle erst einmal eine Reise in die tiefste Provinz der tiefsten Innerschweiz – nach dem dritten Alpabzug weiss nun wenigstens der hinterletzte an der Alpentour mitgefahrene Stürmer, dass Kühe nicht nur Glocken, sondern auch Hüte aus Blumen tragen können. Irgendwer meinte im tiefsten Alemannisch: „Jetzt wuesse mer wenigschtens woher der Kaes kunnt“ – recht hatte er, wobei ich trotz meines roten Passes nicht sagen könnte, ob das jetzt Käse- oder Schoggi-Kühe waren… 😉

Anyway – nachdem wir ein paar Mal trotz stark zuckendem Handgelenk zum Stillstand gezwungen wurden (so eine Kuh wiegt wohl in etwa gleich viel wie die versammelten glorreichen Sieben der BST), war es endlich Zeit, eine sich in die Höhe schraubende Strasse zu befahren. Der Klausenpass stand als Aufwärmübung auf dem Programm, der noch nicht gerade als hochalpin bezeichnet werden kann, doch mit seinen über unzählige Bodenwellen (am liebsten in der Beschleunigungsphase) zu erreichenden 1948m schon einmal einen guten Vorgeschmack auf die uns bevorstehenden Tage lieferte. Nach einem kurzen Rauch- und Pinkelstop ginges dann aber weiter in Richtung Bürglen (IIRC der Geburtsort von Wilhelm Tell) und Altdorf (Hauptort von Uri) und dann noch tiefer hinein in das Herz der Schweiz – Mittagessen war dann in Andermatt angesagt, was so ziemlich als Mitte der Schweiz bezeichnet werden kann, da das Wasser in allen Richtungen davonfliesst.

Wie dem auch sei, haben wir uns dort erst einmal ein bisschen gestärkt (in den verschiedensten Interpretationsvarianten zu erleben), um dann genügend Energie für den Oberalp zu haben, auch wenn der nicht unbedingt zu den zehn grössten Herausforderungen dieser Alpen gehört. Die Herausforderung lag dieses Mal in einem wirr herumkurvenden Dosentreiber, der Tinu bei einem Überholmanöver (natürlich haben wir und nicht er überholt) fast von der Strasse drängte, was Tinu dann dazu veranlasste ihn erst einmal ein bisschen mit Tempospielchen zur Tugend zu bringen, nur um ihm dann noch gebührend die Leviten zu lesen, als er sich ihn bei einem Baustellenhalt zur Brust nahm – der Typ war jenseits, doch das kennen wir ja bereits aus eigenen Erfahrungen zur Genüge, dass ich hier nicht mehr viele Worte darüber verlieren und mich wieder den schönen Dingen zuwenden möchte: dem Motorradfahren in den Alpen 🙂 Man kann schon sagen, dass die Fahrt die Surselva hinunter ein sehr schönes Erlebnis ist, was nicht zuletzt mit der Tatsache zusammenhängen dürfte, dass auf dem Oberalp meist die trockene Witterung und das schöne Wetter anfängt, wenn es auf der Nordseite der Alpen mehr nass denn Spass heisst.

Bevor wir die Temperaturdifferenz zwischen Pass und Tal richtig fühlen konnten, stich Tinu nach einem gezielten Blick auf GPS und Roadbook auch schon wieder rechts hoch in Richtung Obersaxen – eine kleine Strasse war’s freilich und manch einer von uns hätte dort höchstens noch mit einem Wanderweg gerechnet. Ok, es war zwar durchwegs geteert, doch allzu breit war’s nicht gerade, so dass wir wieder mit Überholmanövern zu kämpfen hatten, was uns jeweils ziemlich kriminell zwischen zwei blinden Kurven dann meist mit einiger Geduld gelang – jaja, die vom lokalen Kräuter besoffenen Jäger mit ihren vierradgetriebenen Subarus… Zum Glück hatte es nicht viel Verkehr und so genossen wir das regelmässige Schwingen über eine kleine Überlandstrasse und gelangten am Ende der Weide- und Waldlandschaften mit einem genüsslichen Grinsen nach Illanz, wo wir dann in Richtung Versamschlucht abgebogen sind. Nun gut – die Versamschlucht: wo soll ich anfangen…? Die ist einfach genial und so was von eindrücklich, dass einem fast die Spucke wegbleibt – nur gut dass das Herz am richtigen Fleck blieb und nicht in die Hose rutschte, denn sonst könnte das üble Konsequenzen haben: rechts die sandige Felswand und links etwa 200m Abgrund ;/ Die Strasse ist weiterhin eng und zum Teil auch noch mit baustellenbedingten Schotter- stücken durchsetzt, so dass man eh nicht mit dem Knie am Boden in Hoechstgeschwindigkeit drüberbrettern kann – die Herausforderung besteht vielmehr im gefühlvollen Erforschen der Haftgrenze. In der einzigen übersichtlichen Kurve mit einer kleinen Ausweich- stelle haben wir dann angehalten und erst einmal einen Photohalt gemacht – erst jetzt wurde uns allen die volle Pracht der während der Fahrt zum Teil durch Wald verdeckten Versamschlucht bewusst. Oben die Strasse – unten die einsamen Geleise der Eisenbahn und der Fluss mit der Schlucht seine ganze Kraft demonstrierend.

Nach neuen Weitpinkelrekorden (nicht nur die Windrichtung sondern auch der Höhenabfall hat gepasst), ein paar Zigaretten und Motorräder später sind wir dann wieder aufgebrochen, da wir doch noch einiges in Planung hatten – selbstverständlich mit unterschiedlichen Szenarien bezüglich Zeit und Wetter 🙂 Wie befürchtet war nicht so sehr die Zeit ein Problem, doch das Wetter schien ein wenig schlechter als erwartet zu werden… Wir waren aber schon in Tiefencastel und der nächste Pass wartete auch schon wieder mit einer neckischen Anfahrt – erst in Richtung Lenzerheide und dann geht’s irgendwann rechts ab in Richtung Albulatal, welches seinen Höhepunkt im Albulapass findet. Die Strasse ist sehr schön und abwechslungsreich geführt, doch verhält sich die Qualität des Belages indirekt proportional zu den steigenden Höhenmetern wobei alles im grünen Bereich bleibt – für Weicheier ist dieser Pass aber sicher nicht geschaffen worden… Die Strasse schraubt sich dann ab Berguen entlang von Weiden und Felsen den Berg hoch, um oben auf der Passhöhe in 2315m in einer Steinwüste den Weg in Richtung Engadin freizugeben. Die Wolken hingen gar tief und aus dem Nebel heraus nieselte leicht, was sich weiter ins Engadin fortzupflanzen schien, wie wir von dort oben herunterblickend erkennen konnten. Aber erstens ist man Optimist (alles wird gut) und zweitens sind Regenkombis ja eh nur was für leidensunfähige Schwächlinge – da muss man auf einer Tour halt einfach durch: Zähne zusammenbeissen, Arschbacken straffen und Gas hiess einmal mehr die Devise…

*uiuiui* …aber kalt war’s trotzdem ganz schön ordentlich und so waren wir froh, dass ein den Eingeweihten bekannter Stürmer in Sachen Benzin wieder einmal eine Knappheit zu beklagen hatte, so dass wir uns ein bisschen aufwärmen oder zumindest für ein paar Minuten an einem trockenen Ort rasten konnten – Hände wurden gerieben, Nasenspitzen trieften und Brillengläser beschlugen. Nur einer grinste in einer wärmenden Frische aus seinem Regenkombi, dass er wohlweislich bereits auf dem Albula übergezogen hatte – der wird dann schon noch ins Schwitzen kommen, wenn wir erst über die Bernina in den warmen und trockenen Süden gelangen. Dachten wir… ;/ Aber erstens ist man Optimist und – ach das sagte ich schon. So fuhren wir also weiter in Richtung St.Moritz, um kurz davor links ab in Richtung Pontresina und Bernina zu fahren – es sah immer noch ziemlich verhangen aus, doch wir wussten genau, dass sich irgendwo dahinter die Sonne verstecken würde, wobei uns nicht klar war, wie weit hinten dies heute der Fall sein sollte. Schon anständig feucht, kalt bis durchgefroren und auf rund 2300m über Meer entschlossen wir uns kurz vor der Passhöhe dazu, endlich die Regenkleider ihrer Bestimmung zuzuführen, was bei manchen ein bisschen weniger lang dauerte als bei anderen – die verdammten Latex-Überziehdingens sind einfach wirklich die Hölle und wenn dann erst noch die Hände an Unterkühlung leiden, wird der Spass auch nicht viel grösser, doch nach gütiger Mithilfe von allen Seiten habe ich es dann auch noch endlich geschafft und musste nur noch jemanden finden, der mir den DD-Ring am Arai richtig verschlaufen konnte. Nach rund einer Viertelstunde war’s dann endlich soweit, so dass wir kurze Zeit später die Passhöhe erreichten, wo es nur noch ein paar Grad vom Schneien entfernt kalt war – das hat wie Nadeln auf der Haut gestochen und wir waren alle froh, dass die Strasse auf der anderen Seite wieder hinunterging, denn es waren weder die Gletscher und verschneiten Berge links und rechts der Strasse noch die schön zum stahlblauen Himmel kontrastierenden goldgelben Lerchen zu sehen. Grau, grau und noch einmal grau…

…aber erstens war’s jetzt nicht mehr weit bis zum rettenden Hotel und zweitens ist das Wetter wie vom Chef richtig bemerkt bei so fetter Streckenführung nurmehr zweitrangig – last but not least macht’s halt einfach ungemein Spass mit einer Truppe wie den Stürmern unterwegs zu sein, da die Stimmung doch immer sehr gemütlich ist. Na klar, die Aggressionen lassen wir auf der Strasse an den uns vorgesetzten Opfern aus… Dass es keine Gegner gibt, liefert dann für einen weiteren heiteren Abend Gesprächsstoff…

Oh je, ich komme wieder vom Weg ab. Naja, nur gut, dass es beim Schreiben weit weniger schlimme Konsequenzen als beim Kradeln hat und so kann ich auch weiterschreiben – der geneigte Leser befindet sich ja immer noch in Schräglage mit feuchten Klamotten und einem sich beschlagenden Visier in einer regenkalten Herbstnacht irgendwo zwischen Bernina und Le Prese ;/ Normalerweise (sprich bei klarer Sicht und trockener Fahrbahn) gehört das Puschlav (zu italienisch Val di Poschiavo) zu den mitreissensten Strecken, da sich die Kurven rhythmisch den Berg runterschwingen und man so genüsslich viele Höhenmeter verlieren kann – jetzt war aber Regen, Dämmerung und nasse Fahrbahn, was aber dem Spass keinen Abbruch tat, selbst wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn ich erstens mehr gesehen hätte und zweitens auch ein funktionierendes Rücklicht als Leithammel hätte missbrauchen können. Letzten Endes spreche ich den Anwesenden aber wohl aus dem Herzen, wenn ich zu Papier bringe, dass alle froh waren, als wir im Hotel in Le Prese eingeschlagen sind, was um etwa 19 Uhr der Fall war. Mopped parken, Fluppe rauchen und hoch ins Zimmer, wo eine wärmende Dusche und wider Erwarten ein funktionierender Heizkörper auf unsere klammen Finger und feuchten Kleider warteten – und dann erst das Bett… Hätte sich nicht der Hunger bemerkbar gemacht und die Nachrichten mit dem Wetter unsere Aufmerksamkeit erfordert, so hätte man sich gerade daran gewöhnen können – zumal das Wetter für den morgigen Tag mindestens für den Morgen auch nicht allzu spektakulär aussah.

Nichtsdestotrotz kämpften wir alle höchst tapfer weiter (einige hatten bereits einen Vorsprung als Tinu und ich nach unten gekommen sind) und rafften uns für ein sehr leckeres Abendessen, unzählige Liter benzingetränkte Worte und in der Folge einem rundum sehr spassigen Abend auf, der dann erst nach Mitternacht sein Ende fand – über die Geschehnisse hinter den Hoteltüren hüllen wir den Mantel des Schweigens… *dawargarnixgrins*

BST-Alpentour 2001 – Tag 2 oder die Offenbarung (feat. Special EFX)

Route Sonntag: Le Prese – Tirano – Grosio – P. della Foppa – P. di Guspessa – P. di Aprica – Chiavenna – Splügenpass – Splügen-Dorf – Roflaschlucht – Via Mala – Thusis – Zürich – ….

Angesichts der immer noch in einer stolzen Präsenz glänzenden Wolken entschlossen wir uns, das Morgenessen sogar im Sitzen einzunehmen und die Abreise auf nach dem Morgengrauen zu verschieben – da man aus Erfahrungen (von „Fehlern“ zu sprechen wäre hier deplaziert) lernt, entschlossen wir uns bereits in der vollen Regenmontur loszufahren, was sich als richtige Entscheidung erweisen sollte, auch wenn der Regen je länger der Tag dauerte stetig abnahm, Aber halt: ich greife vor und will noch nichts verraten – wäre ja nur zu schade, wenn die eingeschlagene Abkürzung einem ungeachtet der kleinen aber feinen Details zielgenau ins Ziel führt, denn schliesslich ist ja bekanntlich der Weg das Ziel…

Da der Spassfaktor des Weges mit entscheidend vom Wetter beeinflusst wird und das Wetter Richtung Süden und Westen vielversprechender aussah, brachen wir in Richtung Tirano-Grosio auf und fuhren zwecks schnellem Landgewinn auf Hauptstrassen bis Grosio, wo Tinu einmal mehr eine für Normalsterbliche höchstens als gut getarnte wenn überhaupt erkennbare Einfahrt genommen, die sich als äusserst abwechslungsreich und interessant erwiesen hat: es ging los in Richtung Passo della Foppa, der sich um ein Haar zu einem Faux-Pas entwickelt hätte, doch dazu später mehr. Die Strasse ist sehr schmal und mit diversen kleinen Gemeinheiten gestreut, so dass einem gar nie langweilig wird – Verkehr hatte es praktisch keinen, was sich angesichts der vielen blinden Kurven als sehr willkommen entpuppte, denn es gab ja noch Genügend andere naturbedingte Aufgaben zu lösen. So hätte es viele Pfützen, Dreck, Blätter, Kies, Schlaglöcher, wechselnde Beläge – und Kombinationen davon. Letzten Endes sind Trips mit BST immer lehrreiche Etappen auf dem Weg zum kompletten Motorradfahrer und so sahen wir die Widrigkeiten als Herausforderung an und spielten mit, denn nur durch ein bisschen Regen lässt man sich doch nicht das Motorradfahren verderben. A propos „lehrreich“ – da kommen wir doch um eine Kurve und *zack* stehen etwa zwanzig Ziegen mitten auf der Strasse. Die machen nicht etwa Anstalten die Strasse in grossen Luftsprüngen zu verlassen, sondern möchten erst ihre Neugier gestillt wissen, bevor sie sich dann wieder in die für sie vorgesehene Wiese bemühten.

Man merke: Bei Ziegenkot in grossen Haufen muss irgendwo ’ne Herde laufen! (frei nach Tinu)

Sind schon spassige Tiere und im Gegensatz zu den Kühen wäre der Gasgriff als Alternative zur Bremse bei Ziegen nicht so folgenschwer – wir haben natürlich schön verlangsamt (nicht angehalten, denn am Boden war alles vollgeschissen!), aber dies auch nur aus dem Grund, weil ein allfälliges Rencontre mit einer Ziege die Notwendigkeit von Bodenkontakt auf sich gezogen hätte ;/ Flink wie die Ziegen sind, waren sie dann auch schon wieder weg, so dass wir weiter hoch die Hügel und über die Hochplateaus unsere Kurven schwingen konnten, um dann oben am See eine kleine Pause einzuschalten – Körper und Geist Wollten wieder ein bisschen entspannt werden. Eine nicht ganz unpassende Bemerkung wurde von tam fallengelassen, als er meinte, dass er froh um das beschlagene Visier sei, da er so nicht all den Dreck auf der Strasse sehen würde – Visier runter und Gas. Oben am See habe ich dann noch die ortsansässige Entenschule durch eine sehr kleine Crossrunde am Seeufer verunglimpft, doch diese bei dieser sehr unanständigen Tätigkeit (Gäste sollten sich anpassen – müsste ich dann quacken lernen?) angeeigneten Kurzzeit-Gedächtnis-Muster sollten sich nur zehn Minuten später als sehr wichtig erweisen… Eben erst waren wir aufgebrochen, da ist mir in einer Rechtskurve das Heck beim Gasanlegen dermassen ausgebrochen, dass nicht nur tam direkt hinter mir, sondern auch ich als direkt Betroffener am guten Ausgang dieser akrobatischen Einlage zweifelte – mit der RSV1oooR hätte es mich tausendmal auf die Fresse gelegt, doch mit der SC sind solche Sachen sogar noch gerade auf der Grenze zum Spassbereich einzuordnen, so dass ich rückblickend das Erleben der Grenzen des physikalisch Machbaren nicht missen möchte, wobei dies vor allem darauf zurückführen ist, dass es noch einmal gut gegangen ist… ;/ Es war nicht der ganz normale standardmässige Rutscher, denn an die hatten wir uns ja längst gewöhnt, ja sogar damit spielen gelernt.

Das Leben ging zum Glück weiter und so landeten wir auf einer nicht minder tückischen und schmalen Strasse auf dem Passo di Guspessa, wobei hier die Schlaglöcher noch mehr zur Geltung kamen und die Strassenmaschinen an die Fahrwerksgrenzen kommen und die BMWs mit ihrem Kardan in der Beschleunigungsphase hartes Brot beissen liess – ich weiss nicht, was Ihr hattet… Meine SC hat diese kleinen Unebenheiten zwar auch zur Kenntnis genommen, doch gebremst wird deswegen noch lange nicht – einfach volles Rohr aufreissen und schauen, dass es passt. Auch wenn uns die kleinen Strassen noch lange nicht ausgegangen wären (ich bin sicher, dass Tinu noch den einen oder anderen Trumpf nicht spielen konnte), so mussten wir zusehen, in der Folge in Richtung Norden Land zu gewinnen. So lag der Passo di Aprica auf der Hand – das pure Gegenteil von den zwei vorangegangenen Pässen, doch aufgrund der nassen Fahrbahn konnte man nicht so angasen wie normalerweise. Wenn ich da an trockene Zeiten mit meiner Mille zurückdenke, dann kommt mir das nackte Grauen, denn da kann man verdammt schnell rüberbraten, im Nassen jedoch ist der Belag enorm schlecht einzuschätzen und so haben in der Folge selbst die regenbeschwörten BT010 *spuck* ein paar Schwächen zugeben müssen. Das nächste Mal ist es dann vielleicht trocken und dann sehen wir’s ja dann – schon fast zu schneller Pass, denn so was gehört IMHO klar auf die Rennstrecke. Ohne gross Zeit zu verlieren, setzten wir uns dann weiter auf der Hauptstrasse in Richtung Chiavenna in Bewegung, um uns dem letzten Pisce de Résistance, dem Splügenpass, in grossen Schritten zu nähern.

Mittlerweile hatte es ein bisschen aufgeklart und man war bereits dankbar, wenn’s nicht mehr regnete oder nieselte. Selbst die Fahrbahn war stellenweise abgetrocknet, doch halt nicht so, dass man genau hätte erahnen können, wie viel gripmässig so drinliegt – dies war vor allem für die Bremszone ein bisschen komisch und um mir die Beschleunigungsphase ein bisschen zu versüssen, hakte ich die ganze Zeit mit meinem zerrissenen Latex-Schuhüberzug (Kickstarter und gezackte Rasten mögen diese Dinge nicht allzu sehr) in der Raste ein und verfehlte so mehrmals den zweiten Gang. Um mir zu zeigen, dass er immer noch dran war, ist mir tam in einer Kurve vorgefahren – dieser Schlingel… Wir haben jedenfalls nichts anbrennen lassen und sind den Pass hochgeschossen, wie es kein morgen gäbe und es wäre noch mehr dringelegen, wenn die Strasse komplett trocken gewesen wäre – vielleicht haben wir nächstes Jahr ein bisschen mehr Glück:/ Auf jeden Fall hat der Splügen seinen gewissen Reiz – nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Herbrennen, wie Nachfolgendes berichten kann. Obwohl sich im Grossen und Ganzen am Splügenpass die Guzzis immer mehr häuften und man Angst vor den diversen Ölspuren haben musste, sind vor allem die BMWs in einer beängstigenden Dichte unterwegs gewesen (die meinen wohl die Strasse gehöre beim schlechten Wetter ihnen allein) und so einen Treiber haben wir auch am Splügen niedergerungen worauf er oben beim Grenzübertritt (kurze Wartezeit am Zoll) zu tam wortwörtlich meinte: „Es ist eine wahre Pracht euch zuzuschauen!“ Er hatte wohl nicht ganz Unrecht – BST ist und bleibt halt BST…

Kaum hatten wir den Splügenpass überquert, wurde das Wetter besser und so konnten wir diesen Anlass in Splügen-Dorf noch bei einem gemütlichen und leckeren Mittagessen draussen an der Sonne ausklingen lassen – zeitweise wurde es sogar schon fast zu heiss ;/ Angesichts der Breite der Eindrücke, die man während dieser beiden Tage in den Alpen verarbeiten musste, kann ich natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben – falls sich also jemand noch einer guten Anekdote erinnert oder ein in meinem Bericht übergangenes Detail anmerken möchte, möge dies bitte tun. Letzten Endes wird es aber nie möglich sein, diese grossartige Tour in Worte zu fassen – man muss einfach mit BST in der Gegend rumblasen und die Homogenität der Heterogenität dieser Gruppe selber im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. BST rollt und rollt – das ist gut so 🙂

Alpen wir kommen wieder.

Bilder auf der nächsten Seite.

Alpentour 2001

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert