Am Samstag Morgen schlugen bei mir in Hottingen die Stürmer auf und wie es bei uns üblich ist stand erst Freitag Nacht endgültig fest von wo aus wir starten. Hottingen oder Laufenburg. Vorher war eine mehrtägige Maildiskussion ob wir Samstag oder Sonntag starten (der Vorschlag Samstag UND Sonntag führte immerhin dazu das wir jetzt ernsthaft eine mindestens zweitägige Alpentour im Herbst planen). Fest stand eigentlich nur das wir diesmal nicht das Elsass, sondern den Schwarzwald unsicher machen und der Startpunkt diesmal den „Südis“ entgegen kommen sollte. Nachdem mein Angebot auf ein zweites Frühstück seine Lockwirkung auf den grössten Teil der Mitstreiter nicht verfehlt hat, setzte sich Hottingen gegenüber Laufenburg als Startpunkt durch.

8:45 trafen tam, Chef und Jottel ein, brachten schon Brötchen mit und so konnte sofort mit dem Frühstück gestartet werden. Um 9:45 hat Hans sein Mopped vorm Haus geparkt und dem Kaffeeduft folgend über die Terrasse den Weg ins Haus gefunden. Pünktlich um 10:00 Uhr kam Joe mit einer neuen Ladung Brötchen (kamen dann hauptsächlich Sohnemann David zugute, der wollte sich der Tour nicht anschliessen, denn die Letzte war ihm als zu anstrengend noch in guter Erinnerung) und 10:15 traf als letzter Reto mit seiner neuen KTM SuperMoto ein. Obwohl er von der Wendigkeit seiner Errungenschaft schwärmt, trauert er Wohl insgeheim seiner geschrotteten Mille R immer noch hinterher (Ähnlichkeiten mit anderen beendeten Beziehungen drängen sich auf).

Statt um 10:00 Uhr wurde erst kurz vor elf gestartet und wäre das Wetter nicht so schön gewesen hätten wir sicher noch länger beisammen gesessen und Stories zum Besten gegeben. Mein Alteisen sprang nicht an und musste erst durch gewaltsames Anschieben zum Leben erweckt werden. Danach ging’s über Bergalingen runter nach Wehr zum Tanken – Joe kamen in einer Kurve sicher besondere Erinnerungen – und dann das Wehratal hoch nach Todtmoos, von da nach St. Blasien und von dort das Albtal runter. War vorher fast kein Verkehr, im Albtal standen uns Haufenweise Dosen und schwuchtelnde Motorradtouristen im Weg. Letztere waren dann auch der Grund für eine weitere Flugstunde von Reto.

Wir sind auf so eine Gruppe aufgefahren, plötzlich macht Jottel vor mir wilde Schwenker, ich geh deshalb noch weiter vom Gas und halt mich in der Strassenmitte, da fahr ich plötzlich an Reto vorbei der mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammengekrümmt unter seinem Mopped liegt. Natürlich sofort in die Eisen – bis auf tam der sich schon längst weit abgeseilt hat haben auch die Vorausfahrenden den Sturz bemerkt, sofort angehalten und ihre Moppeds versucht irgendwo sicher zu parken den das Albtal ist verdammt eng – das Mopped hinter Reto geparkt, runter gesprungen, mit Jottel Reto’s KTM aufgehoben, am Strassenrand abgestellt und dann Reto hoch geholfen der sich in der Zwischenzeit so halb aufgerappelt hatte. Reto schleppte sich erst mal auf ein Mäuerchen am Strassenrand, nahm den Helm ab und brauchte gegen den Schock erst mal eine Zigarrette. Nachdem abgeklärt war das Reto nicht ernstlich verletzt ist – sein Mopped ist ihm mit der Fussraste auf den rechten Fuss gefallen – wurde Ursachenforschung versucht. Alle, einschliesslich Reto, waren völlig ratlos. Ein Sturz an einer Stelle (10 m nach (!) einer Kurve und weit vor der Nächsten) und bei einer Geschwindigkeit bei der man einfach nicht stürzen kann! Also wurde ein technischer Defekt vermutet aber auch eine genaue Untersuchung der KTM ergab darauf keinen Hinweis, denn der erste Verdacht das der Ständer sich selbstständig ausgeklappt haben könnte erwies sich als haltlos.

Nachdem auch tam wieder zurück war wurde beschlossen eine Stelle anzufahren wo unsere Moppeds gefahrlos geparkt werden können und dort die Ursachenforschung fort zu setzen. Aber auch als wir so eine Stelle gefunden hatten und dort das Mopped nochmal kritisch beäugten wurde nichts gefunden. Gut, das vordere Schutzblech streifte am Kühlerschlauch, war aber elastisch genug sich dort nicht verhaken zu können. Reto war bei der Ursachenforschung auch nicht sehr hilfreich, denn er konnte sich an nichts erinnern ausser das er plötzlich auf der Strasse lag. Bei seiner Verletzung vermutete er einen Bruch des Mittelfussknochens, wollte aber seinen Stiefel nicht ausziehen, aus Angst er bekommt ihn dann nicht mehr an. Joe’s Vorschlag, das der seinen Bus holt, Reto und sein Motorrad einlädt und nach Hause fährt wurde von Reto rundweg abgelehnt, denn der wollte die Tour unbedingt zu Ende fahren. Nach einigem Hin und Her und nachdem tam mit der KTM eine Probefahrt gemacht hatte denn wir waren uns nicht sicher ob die Gabel verzogen war oder nur der Lenker einen leichten Schlag hatte, beugten wir uns Reto’s Wunsch und es ging weiter nach Waldshut, das Schlüchtal hoch – in etwas gemässigterem Tempo aber immer noch flott – bis Rothaus und dort in den Brauereibiergarten. Hier setzte Reto’s Erinnerungsvermögen wieder ein und er räumte einen Fahrfehler ein. Da wir auf die Schwuchteln aufgefahren waren musste der vor Reto fahrende Hans weiter abbremsen, Reto wollte runterschalten um die Motorbremse zu nutzen (hätte auch völlig ausgereicht), hat sich aber verschaltet und ist zwischen den Gängen gelandet und hat dann vor lauter Schreck das das Ding beim Auskuppeln nicht langsamer wird das Vorderrad überbremst. Er muss seine neue Liebe (hat sie erst seit ca. acht Tagen) halt erst noch besser kennen lernen damit ihm solche Überraschungen zukünftig erspart bleiben.

Als Reto dann erwähnte das er keinen Gips braucht, weil er zuhause noch einen Sack Zement rumstehen hat, kamen natürlich sofort Vorschläge wie er sich am Abend verarzten soll. Fuss in einen Waschkübel und Zement drüber oder Gummistiefel anziehen und mit Zement auffüllen und weitere konstruktive Ratschläge mehr. Von Rothaus gings dann weiter nach Bonndorf – wieder in echtem Stürmertempo – und kurz danach verlor ich die Orientierung. Obwohl ich mir einbilde mich im Schwarzwald recht gut auszukennen, ist es unserem Tourguide HansMan gelungen winklige Strässchen unter die Räder zu nehmen von deren Existenz ich bisher keine Ahnung hatte. Kompliment!

Kommentar HansMan: Nicht weiter wild. Von Rothaus über Ebnet und die Steinasäge nach Bonndorf, ein Stück B500, dann hinunter ins Wutachtal (Schattenmühle), Göschweiler, Löffingen, Dittishausen, Unterbränd, Oberbränd, Eisenbach, Oberschwärzenbach, Hinterschollach. Dann das Fizinalsträssle durch den Wald (BSE muss sein) zur Kalten Herberge.

Wie sich später rausstellte ging’s westwärts Richtung B500 einem Gewitter entgegen. Das schaffte es tatsächlich uns anzunässen und als der Regen heftiger wurde suchten wir Zuflucht unter dem Vordach einer Gaststätte mit dem treffenden Namen „kalte Herberge“, denn zu allem Überfluss fing es auch noch an kurz zu Hageln. Unter dem Vordach stehend wurde ein BMW-Fahrer mit Sozia bewundert der offensichtlich die Süd-Nord Ausdehnung der Gewitterfront erkunden wollte. Zuerst fuhr er gemächlich Richtung Norden vorbei, kam dann nach einiger Zeit wieder zurück, hielt im strömenden Regen an um etliche Minuten die Schutzwirkung seiner Tourenverkleidung aufzuheben und seine Stiefel volllaufen zu lassen und fuhr dann Richtung Süden davon. Geraume Zeit später kam er wieder zurück und fuhr endgültig (?) Richtung Norden davon. Für uns war dies ein Indiz das es in der von uns präferierten Richtung wohl noch ein Weilchen Regnen wird und wir daher statt vor der Gaststätte auf ein nachlassen des Gewitters zu warten uns genauso gut in der Gaststätte noch einen Kaffee genehmigen könnten. Der Entschluss war nicht schlecht. Konnte Jottel doch dadurch – vom Tisch in der Gaststätte mit einem Auge auf den Fernseher im Nebenzimmer schielend – zur Freude unseres SC-Fans tam vom ersten Tor des SC Freiburg gegen Wolfsburg berichten.

Als wir die Gaststätte wieder verliessen regnete es immer noch und Hans beschloss daher eine Änderung der Route. Statt übers Hexenloch ging’s erst mal Richtung Süden die B500 runter, dann nach St. Märgen und St. Peter, den Kandel hoch, kurzer Halt und dann Volldampf den Kandel runter nach Waldkirch zur nächsten Tanke. Dort verabschiedete ich mich von der Truppe, denn ich hatte mein Etappenziel für diesen Tag erreicht. Wo sich der Rest der Truppe auflöste liegt für mich im Dunkeln, den Joe wollte an diesem Tag auch noch nicht heim fahren, sondern erst noch in Freiburg die Segnungen der badischen Küche geniessen, so dass nur Reto an diesem Tag einen weiten Heimweg antreten musste. Wie die Buschtrommeln vermelden hat er diesen gut hinter sich gebracht und auch sein Mittelfussknochen ist zum Glück nicht gebrochen, sondern nur sehr stark geprellt. Gut so, kann er doch bis zur Alpentour mit seiner neuen Liebe noch etwas üben und die alten Herren dann wirklich wieder in Verlegenheit bringen.

Weckle-Tour

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